Stadtschloss Berlin

„Kulturelle Visitenkarte für ganz Europa“

Mit Großprojekten hat die Hauptstadt ja bereits Erfahrung. Also: bevor der Haupstadtflughafen scheitert muss schnell was Neues her! Die Idee des Wiederaufbaus des Berliner Stadtschlosses – Humboldforum ist ein alter Traum, der sich nun mit dem wachsenden Patriotismus und preußischem Gehorsam vermischt. Obwohl sich mal wieder 80% der Berliner*innen (Forsa Umfrage 2010) gegen den Wiederaufbau der historischen Schlossfassade aussprechen, ändert das nix an der Tatsache, dass die Politik das macht, was sie für richtig hält: ein Prestigeprojekt in der historischen Mitte für gerade mal 590 Mio.€. „Das Humboldt-Forum antizipiert einen demokratischen Ort einer zukünftigen Weltengemeinschaft und bietet so Deutschen wie den Besucherinnen und Besuchern aus aller Welt ein Forum ihrer eigenen Selbstverständigung“, so Hermann Parzinger, Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Eine der Dauerausstellungen soll gleich klarmachen, worum es hier eigentlich geht: „Historische Mitte Berlins. Identität und Rekonstruktion“ – kurz: die Rekonstruktion preußischen Größenwahns. Mit den Worten des konservativen Helmut Schmidts: „Die ganze Sache wird nur vorangetrieben, um möglichst großen Eindruck zu schinden. Mich erinnert diese Einstellung an Wilhellm den II“ (Zeit 6.2.2013). Die „Identität und Rekonstruktion“ des Preußentums paart sich hier mit den in der Kolonialzeit gestohlenen Kulturschätzen, die nun „vereint“ im Ethnologischen Museum und dem Museum für Asiatische Kunst, in Deutschland einer „zukünftigen Weltengemeinschaft“ präsentiert werden. Dazu kommen noch 25% an Shoppingflächen, um so eine kapitalistische „Selbstverständigung“ über und mittels Waren zu garantieren.
Dazu passt natürlich nur ein geeigneter Kolonialbau, ein Relikt aus Zeiten, in denen am deutschen Wesen noch die Welt genesen sollte. Dass diese Phantasien noch immer aktuell sind, zeigt sich in der finanziellen und politischen Unterstüzung des Bundes und des Landes Berlins. Der Bund übernimmt 478 Mio. € der Kosten und das Land Berlin, das bereits seit 2003 keine Kohle mehr für den Sozialen Wohnungsbau hat, zahlt 32 Mio.€ . Ganze 80 Mio. € sollen als Spenden aufgetrieben werden. Und da auch Unternehmen wie Hoch- Tief (hat beim Bau der Hamburger Elbphilamonie ganze 20% der Bausumme an die Achitekten ausgezahlt) mit im Boot sitzen, bleibt spannend wer die Mehrkosten übernimmt.

  • Architekten, Planerhaus, Projektbeteiligtenliste: SBS-Humboldforum
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